30. Januar – 2. Februar 2025: WCCM D-A-CH Treffen der deutschsprachigen Gruppenleitenden in Speyer

Text von Renate P.
Gesegnet mit bestem Wetter treffen wir uns im Priesterseminar in Speyer, wo wir 4 Tage lang in ruhiger, baulich großzügiger Atmosphäre räumlich und kulinarisch bestens versorgt werden.
Trudel Thomas, die unser Treffen bis in die Einzelheiten liebevoll und kompetent organisiert hat, schenkt allen zu Beginn ein pfälzisches Dubbeglas mit 2 für Speyer typischen Brezeln; Dubbe bedeutet im Pfälzischen „Tupfen“ und kennzeichnet die runden Vertiefungen, die in die Außenseite des Glases eingearbeitet sind.
Unter der fachkundigen Führung von Dekan Friedhelm Jakob besichtigen wir die neugotische Gedächtniskirche. Die Glasfenster, auf denen das Leben Jesu dargestellt wird, sind beeindruckend; gewaltig die Rosetten-Fenster „Mission“ und „Martyrium“: figurenreich wird gezeigt, dass die Botschaft der Liebe allumfassend ist und der ganzen Welt gilt.
Bis zum Eintreffen aller Teilnehmenden besichtigt eine kleine Gruppe die Altstadt von Speyer mit der überlebensgroßen Bronze eines Pilgers auf dem Jakobsweg, und unternimmt einen Abstecher zum Judenhof und zum zum Rhein.
Madeleine Vonlanthen, Psychotherapeutin aus der Schweiz, begleitet uns an diesem Wochenende zum Thema Spirituelle Krisen. Es geht um Fragen der psychischen Gesundheit der Meditierenden, um traumasensible Meditation, um die Bedeutung der Körperarbeit, und wie wir spirituelle Vertiefung anbieten können. Wo ist die Grenze von Selbstmanagement und der Notwendigkeit therapeutischen Eingreifens? Welche Rolle und welche Verantwortung haben Gruppenleitende?
Es besteht der Wunsch nach Orientierung und Handlungsrichtlinien; in der Diskussion müssen wir jedoch feststellen, dass man letztlich keine Kontrolle über sich entwickelnde Prozesse hat. Die Möglichkeiten, eine Person in einer spirituellen Krise zu unterstützen, können abhängig sein vom jeweiligen persönlichen Kontakt oder vom Setting (wird z.B. in einer Kirche mit Fremden meditiert oder im Privatbereich mit einer festen Gruppe).
Es gelingt Madeleine, unser Bewusstsein zu schärfen für die Gefahren, die in der Meditation liegen. Meditation macht transparenter, sensibler und destabilisiert möglicherweise das „Ich“. Es ist jedoch ein starkes Ich notwendig, um dieses überhaupt loslassen zu können.
Meditationsanleitende sollten sich daher selbst und auch ihre Grenzen gut kennen und diese kommunizieren können. Sie sollten sich ihrer Absicht bewusst sein und authentisch sein. Anleitende können letztlich keine Verantwortung für die Meditierenden übernehmen. Sie können auf Beratungsstellen für spirituelle Krisen hinweisen und Buchempfehlungen geben.* Gottvertrauen und Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes sind wichtig, und: man darf auch mal falsch liegen. Jede Meditation ist mit Mut verbunden!
Es gibt inzwischen ein Schutzkonzept, welches Gruppenleitende unterschreiben sollten. Auf der Website der WCCM D-A-CH wird darauf hingewiesen, dass jeder und jede Meditierende selbst für sich verantwortlich ist.
Die Leitlinien sollten „weich“ sein, d.h. eine Leitlinie soll als Ressource zur Reflexion und nicht der verengenden Kontrolle dienen.
Die WCCM ist eine weltweite spirituelle Gemeinschaft, die vereint ist durch die Praxis der Meditation in der Christlichen Tradition. Durch die Meditation mit Gruppen haben wir eine Form des Gebetes gefunden, zu der wir andere einladen möchten. Es ist eine Übung des Loslassens und sich für Gott zu öffnen.
Immer wieder begegnen wir an diesem Wochenende Edith Stein: Wir besuchen das St. Magdalenen Kloster, schauen einen Film über Edith Stein und besuchen das Zimmer, in dem sie lebte. Wir hören von ihr: „Gott ist die Wahrheit. Wer die Wahrheit sucht, sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.“ Und: „Zum Kinde werden – das Leben mit allem Forschen in Gottes Hände legen. Alle Geheimnisse sind darin geborgen.“
Nach einem Besuch im beeindruckenden Dom zu Speyer gibt es köstlichen Kuchen im Café Schlosser.
Am Ende dieser reichen, intensiven Tage übergibt Pia Freyschmidt die Koordination der Deutschen WCCM an Christiane Floyd. „Ich übergebe nichts Materielles, aber eine wunderbare Gemeinschaft,“ sagt sie. Christiane, die die Deutsche Gemeinschaft im Jahr 2013-2018 allein und intensiv zu einem stabilen Netzwerk aufgebaut hat, gründete 2016 den Verein „Gesellschaft für christliche Meditation e.V.“ zur Unterstützung der WCCM im deutschen Sprachraum. Sie ist froh, ein gut funktionierendes Team vorzufinden. Christiane stellt in Aussicht, sich in Zukunft noch mehr mit der Mystik in anderen Traditionen zu beschäftigen. Die WCCM befindet sich in einer Zeit des Umbruchs, an einigen Stellen weht scharfer Wind entgegen und es gibt große Herausforderungen (u.a. die Krankheit von Fr Laurence), aber: die Gemeinschaft existiert und ist stark!
Zum Abschluss halten Thomas Bauer und Martin Jäggi einen herzwärmenden Gottesdienst mit Eucharistiefeier. Mit den biblischen Erzählfiguren der Schweizerin Doris Egli schenkt Thomas Bauer uns die drei besonderen Eigenschaften des Simeon: Simeon kann warten, er hat einen guten Blick auf das Kleine, und er erzählt das weiter, wovon das Herz voll ist.
Unsere Tage waren eingerahmt von Meditationen mit kontemplativem Gehen und Wahrnehmungsübungen, angeleitet von Claudia Jurt Steiger aus der Schweiz.
An dieser Stelle geht ein großer Dank an alle Beteiligten, besonders an Trudel für die großartige Organisation und für alle Mitwirkenden im Hintergrund. Danke Pia, für Deine liebevolle und herzwarme Koordination der Gemeinschaft und danke, Christiane, dass Du die Koordination der Deutschen Gemeinschaft übernimmst!
*SEN – Spiritual Emergency Network
Buchempfehlungen
Spiritualität und spirituelle Krisen; Hofmann und Heise, Schattauer Verlag
Der spirituelle Weg und seine Gefahren; Chr. Scharfetter, Enke Verlag
Himmel und Erde verbinden – Integration spiritueller Erfahrungen; Scagnetti-Feurer, Königshausen und Neumann
Unterlagen (PDF)
https://wccm.ch/wp-content/uploads/Zusammenstellung_WCCM_wo_Vorsicht_bei_Meditation.pdf
https://wccm.ch/wp-content/uploads/2025-Treffen-Gruppenleiter-Atmung-und-Koerperuebungen.pdf
Fotogalerie
Fotos: Renate P., Anna G., Claudia J.



























