2.-4. Juni 2023 Meditationsseminar im Kloster Oberzell „Jahreszeiten der Seele“ 2023
Von Dorothea von Kiedrowski.
Thema: Jahreszeiten der Seele
Wie reift eine Seele? Wie lange dauert dies? Wie viele Jahreszeiten muss sie durchlaufen?
Wie können wir unserer Erfahrung einen Sinn geben? Dies sind die Fragen, die sich auf dem Weg der Meditation ganz natürlich stellen.
Das Schweigeseminar hat uns Zeit und Stille gegeben, über diese Fragen nachzudenken, unterstützt durch die Einsichten derer, die den Weg vor uns gegangen sind.
Liz Watsons Vorträge könnt Ihr hier hören: https://magentacloud.de/s/4q3Txq9FDKeFWgH
Das diesjährige Meditationsseminar vom 02. bis 04. Juni 2023 im Kloster Oberzell bei Würzburg trug den Titel „Jahreszeiten der Seele“. Erfahrene Meditierende und Interessierte aus dem deutschsprachigen Raum versammelten sich dieses Mal, um gemeinsam die „Jahreszeiten der Seele“ zu erkunden. Das Wochenende bot eine harmonische Verbindung von Meditation, inspirierenden Vorträgen und achtsamen Körperübungen, darunter auch wieder die internationalen Kreistänze mit Charles Perry und seiner Frau.
Die diesjährige Referentin Liz Watsons aus Großbritannien ist seit fast dreißig Jahren Mitglied der WCCM. Seitdem war sie unter anderem Schulkoordinatorin und nationale Koordinatorin und leitet Kurse und Retreats über Mediation und Trauer sowie Meditation und Sucht. Ihre Reflexionen wurden bereits in mehreren Büchern veröffentlicht, darunter im Buch „Journey to the Heart“ über christliche Mystiker.
Der Vortrag zu den „Jahreszeiten der Seele“ von Liz Watson gliederte sich in drei Teile, die wir über das Wochenende verteilt hörten. Im ersten Teil betonte sie die Vorstellung von Gott als Gebendem. Sie verdeutlichte, dass Meditation ein Akt des Leerens ist, der uns ermöglicht, die Geschenke Gottes in unserem Leben bewusst aufzunehmen. Dabei wies sie darauf hin, dass selbst die Meditation ihre eigenen „Jahreszeiten“ hat, die uns auf unserem Weg führen und uns in die Person verwandeln, die wir bestimmt sind zu sein. Liz hob hervor, dass es wichtig ist, die Geschenke, die wir gerne annehmen, von denen zu unterscheiden, die wir widerwillig öffnen, um zu veranschaulichen, dass auch Unangenehmes Früchte tragen kann.
Im zweiten Teil ihres Vortrags, „Jahreszeiten des Leidens“, lenkte Liz die Aufmerksamkeit auf die Herausforderung, wie wir mit Leid in der Welt umgehen können. Anhand von Naturmetaphern und Bibelzitaten erklärte sie, wie wir durch Beobachtung und Wahrnehmung die Wahrheit in den Dingen erkennen können. Sie betonte den ständigen Wechsel von Stabilität und Veränderung und die Liebe als Lebenskraft, die alles zusammenhält. Als prägnantes Beispiel an dieser Stelle nannte Liz den verzweifelten Ausruf Jesu im Leiden „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22, 2) Erst mit der Auferstehung hatte sich die Liebe Gottes offenbart.
Schließlich sprach Liz im dritten Teil über die „Jahreszeiten der Kirche“ und wie die Kirche selbst in einem ständigen Veränderungsprozess ist. Sie betonte, wie der Jahreskreis der Kirche, in dem die Hochfeste von gewöhnlichen Zeiten unterbrochen werden, die Basis für die Feste bildet. Ähnlich kann auch die Meditation der „gewöhnlichen Zeit“ zugeschrieben werden, die uns auf etwas Besonderes vorbereitet.
Die Verbindung von meditativer Praxis, inspirierenden Vorträgen und achtsamen Übungen bot eine einzigartige Gelegenheit, Liz‘ Einladung zu folgen und im Inneren und Äußeren das Wahrnehmen zu üben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden inspiriert, sich auf ihre eigenen „Jahreszeiten der Seele“ einzulassen, sie bewusst zu erleben und zu akzeptieren und eine tiefere Verbindung zu sich selbst, zur Gemeinschaft und zum Leben selbst zu finden.