
“Die Essenz der Meditation ist zu lernen, zurückzustehen und Gott zu erlauben, sich an die vorderste Stelle unseres Lebens zu setzen, den Schritt zurückzugehen von der Selbst-Zentriertheit hin zur Gott-Zentriertheit. Das Ergebnis ist, dass wir unseren eigenen Platz in der Welt finden, dass sich unsere Beziehung richtig platzieren – unsere Beziehung miteinander, unsere Beziehung zur Schöpfung und unsere Beziehung zu Gott.”
– John Main –
Ablauf unserer Meditationstreffen
- Bitte sich ein paar Minuten vor der vereinbarten Startzeit einloggen
- Begrüssung
- Atem- und/oder Körperübungen
- Eröffnungsgebet
- 25 Minuten Stille
- Textlesung
- Gelegenheit zum individuellen Austausch
- Schlussgebet
Aus „Der Lehrer in Dir“ von Laurence Freeman
Die Schlüsselfrage S.31/32
Das bedeutet natürlich nicht, dass erlösende Fragen an sich schon magische Lösungen sind. Sie setzen vielmehr einen Erlösungsprozess in Gang. Damit ist ein bewusster Prozess der inneren Heilung gemeint, ein Prozess der Befreiung von allem, was uns hindert, Freude und Mitgefühl zu empfinden und unsere Kreativität zu leben. Solche Fragen befreien uns beispielsweise aus dem festen Griff der Illusionen und Vorurteile, von Zwanghaftigkeit und Fanatismus, von der Furcht vor Fremden und aus dem Gefängnis des Hasses. Eine erlösende Frage ist nicht mit anderen banalen oder weltlichen Fragen zu vergleichen. Sie erfordert keine gewöhnliche, rationale oder korrekte Antwort. Stattdessen erschließt sie uns eine tiefere Erfahrungsebene der Wahrheit. In der Psychotherapie kann die richtige Frage zum richtigen Zeitpunkt psychische Blockaden von Jahrzehnten lösen -„und warum haben Sie das Ihrer Meinung nach gesagt?“ Oder einfach: „Was bedeutet das für Sie?“ Solche offenen Fragen reichen auch an das Fundament der spirituellen Suche heran und sind Auslöser für inneres Erwachen.
Anders als Antworten erregen Fragen unsere Neugier. Sie sind so unwiderstehlich wie eine angelehnte Tür. Antworten, besonders solche, die in dogmatische Gewissheit verpackt sind oder darauf beharren, in dieser Form ein für alle Mal gültig zu sein, werden uns entweder bald langweilen oder erdrücken.
Selbst die besten Antworten können so unwillkommen sein wie eine Tür, die uns ins Gesicht geschlagen wird, wenn sie alternative Antworten ausschließen. Anstatt Antworten zu geben oder Regeln aufzustellen, forderte Jesus die Menschen auf, durch eigene Erfahrung Wissen zu erlangen. Indem er Fragen stellte oder Geschichten erzählte, lud er seine Zuhörer zu einer persönlichen Entdeckung der Wahrheit ein, zu einem erlösenden Erkennen der Realität. In den Evangelien sind es immer wieder seine Fragen, die unsere Aufmerksamkeit fesseln. Außerdem lenken sie oft die Angriffe seiner feindseligen Kritiker geschickt auf diese zurück. Vor allem durch seine Fragen weckt er in seinen Jüngern ein tieferes Verständnis für unser und sein Wesen. Das sind die beiden untrennbar miteinander verbundenen Erkenntnisse seines Geschenks an die Welt.