
“Die Essenz der Meditation ist zu lernen, zurückzustehen und Gott zu erlauben, sich an die vorderste Stelle unseres Lebens zu setzen, den Schritt zurückzugehen von der Selbst-Zentriertheit hin zur Gott-Zentriertheit. Das Ergebnis ist, dass wir unseren eigenen Platz in der Welt finden, dass sich unsere Beziehung richtig platzieren – unsere Beziehung miteinander, unsere Beziehung zur Schöpfung und unsere Beziehung zu Gott.”
– John Main –
Ablauf unserer Meditationstreffen
- Bitte sich ein paar Minuten vor der vereinbarten Startzeit einloggen
- Begrüssung
- Atem- und/oder Körperübungen
- Eröffnungsgebet
- 25 Minuten Stille
- Textlesung
- Gelegenheit zum individuellen Austausch
- Schlussgebet
Aus „Der Lehrer in Dir“ von Laurence Freeman
Die Schlüsselfrage S.29/30
Wichtige Fragen lassen uns still werden.
In seinem ersten Buch über Meditation, Word into Silence, betont John Main9, dass die richtige Frage wichtiger sei als die richtige Antwort. Man müsse zuerst die richtige Frage stellen, bevor man sich von der Vielfalt der Antworten verwirren oder benebeln lasse. Um die Frage wirklich zu hören, müssen wir also zunächst innehalten, aufmerksam sein und die Frage wiederholen.
John Main bedient sich des Mythos des Fischerkönigs in der Artussage, um zu zeigen, wie eine Frage die Welt verändern kann.
Parsifal, ein Ritter der Tafelrunde, begegnet Anfortas, dem Fischerkönig, dem eine Lanze beide Oberschenkel durchbohrt hat. Der König kann nun nichts anderes tun, als am Flussufer zu liegen und zu fischen. Um ihn herum zerfällt sein Königreich – es wird zu einer öden Eiswüste. Bei seiner ersten Begegnung mit dem Fischerkönig, während der er tatsächlich den Heiligen Gral erblickt, stellt Parsifal dem König keine Frage. Das ist ein Fehler, dessen Folgen er bald zu spüren bekommt. Sein Versäumnis, eine Frage zu stellen, bedroht die Existenz der Tafelrunde, die ein Symbol für die globale Ordnung ist. Als er seine schwere Unterlassung erkennt, schwört Parsifal, nie wieder länger als zwei Nächte an einem Ort zu verweilen, bis er den König wiedergefunden und die Bedeutung des Heiligen Grals entdeckt habe.
Nach fünf mühevollen Jahren findet er zu Anfortas‘ Schloss zurück. Er begibt sich direkt zum König, der immer noch in Schmerzen daniederliegt, und stellt seine Frage: „Was bedeutet der Gral?“ Sofort erscheint der Gral vor ihnen. Parsifal fällt auf die Knie und betet, dass die Leiden des Königs enden mögen.
Dann wendet er sich erneut an Anfortas und stellt eine zweite Frage: „Was versehrt dich?“ Sofort erhebt sich Anfortas und ist geheilt. Mit dieser Heilung oder Ganzwerdung des Königs wird auch sein Land zu neuem Leben erweckt. Die Bäume blühen, die Flüsse fließen, die Tiere vermehren sich. Parsifal hatte einfach seine Fragen gestellt: Eine über die Bedeutung des Lebens und die andere aus Mitgefühl. In dieser Geschichte geht es nicht um die richtigen Antworten auf diese Fragen, sondern einfach um die einfühlsame, achtsame Weise, in der sie gestellt wurden.
Fragen, die solche Wunder einfach dadurch wirken können, dass sie aufrichtig gestellt werden, sind erlösende Fragen. Sie müssen aufmerksam angehört und im Herzen bewegt werden. Dann verändern und erneuern sie die Welt.